heute mit Rahel Wipfli von der Binelli Group
Liebe Frau Wipfli - vielen Dank, dass Sie sich für unsere «21 Questions» heute Zeit nehmen. Starten wir mit unserer Einstiegsfrage: Mit welchen drei Wörtern würden Sie sich beschreiben? Humorvoll, lösungsorientiert, innovativ. Sie sind schon lange in ihrem Beruf tätig, was können Sie uns über ihre Anfänge erzählen? Unternehmen im Umbruch begleiten mich seit ich aus der Lehre bin. Ich hatte das Glück, direkt nach meiner Ausbildung in einem spannenden IT-Unternehmen erste Erfahrungen in der Administration sammeln zu dürfen. In all meinen bisherigen Funktionen wurde sehr viel Wert auf Selbständigkeit gelegt, was mein motivierender Grundstein war, mir auch laufend neues Fachwissen anzueignen. Ich war Mitte 20 als mir meine erste Position für C-Level Vorgesetzte angeboten wurde. Der internationale Medienkonzern Ringier stand mitten in der digitalen Transformation und mit dem damaligen Job kamen die ersten Aufgaben als Personal Assistant, immer eng verknüpft mit der Digitalisierung. Ich gebe offen zu, die ersten Monate waren sehr fordernd. Die Themenvielfalt war immens, das Tempo und die Professionalität hoch. Von diesem Anspruch konnte ich persönlich jedoch enorm profitieren, denn durch diesen und den rasanten Wandel der Branche wurde ich zu Bestleistungen angespornt und konnte über mich hinauswachsen und als Executive Assistant reifen. Seit drei Jahren bin ich nun in der Autobranche, die ihre ganz eigenen, neuen Herausforderungen mit sich bringt und nicht nur im Bereich der Digitalisierung einen starken Wandel durchlebt. Ich freue mich, dass ich tagtäglich aus meinem Rucksack an Erfahrungen profitieren und so aktiv meinen Beitrag zur Unterstützung meiner Chefs leisten kann. Was bedeutet «Karriere machen» für Sie persönlich und wie definieren Sie Erfolg? Im Assistenzwesen ist «Karriere machen» im klassischen Sinne ja nicht zwangsläufig mit einer höheren Position verbunden, da die Funktion immer auch an den Vorgesetzten geknüpft ist. Karriere bedeutet für mich stetige Weiterentwicklung. Deshalb definiere ich Erfolg auch vielmehr über die persönliche Erfüllung. Bspw. neue Kompetenzen zu erlangen oder an Erfahrung zu gewinnen, Dinge aktiv und positiv zu beeinflussen, Verantwortung zu übernehmen, Projekte zu leiten oder Probleme zu lösen, bevor sie überhaupt entstehen. Aber natürlich auch ganz nüchtern in Ergebnissen anhand messbarer Resultate. Wie spüren Sie die aktuelle Wirtschaftslage? Dass wir des Lockdowns an allen Standorten unsere Verkaufsflächen für BMW und MINI schliessen mussten, war sehr herausfordernd. Dank sofortigen Massnahmen und proaktiver Kommunikation auf den digitalen Kanälen konnten wir unsere Kunden jedoch gut erreichen und sie bedürfnis- und situationsgerecht abholen. Dies hat uns sehr geholfen, die Werkstatt und den After-Sales Bereich weiter auf Vorjahresniveau zu halten. Vor welchen neuen Herausforderungen stehen Sie derzeit? Wir haben deutlich weniger physische Meetings. Während des Lockdowns haben wir deshalb innerhalb weniger Tage komplett auf Video-Conferencing umgestellt. Allgemein hat Corona der Digitalisierung die «Siebenmeilenstiefel» angezogen, nun alle Mitarbeitenden entsprechend abzuholen und mit auf diese Reise zu nehmen, ist ein spannendes Abenteuer. Lesen Sie das Interview in voller Länger unter «read more» Mit ihrem Faible für digitale Themen und das Arbeiten in der Zukunft besitzen Sie doch sicher kein analoges Notizbuch mehr, oder? Wie digital sieht Ihr Arbeitsalltag eigentlich aus?
Ein analoges Notizbuch führe ich tatsächlich nur noch auf Reisen. Da geniesse ich es mich in der Gestaltung kreativ auszutoben und die Haptik des Papiers. Mein Arbeitsalltag ist komplett digital. Alles, was ich brauche, bieten mir mein Notebook oder mein Smartphone und ich organisiere mich komplett über digitale Tools. Wer hat sie beruflich beeindruckt – und warum? Beeindruckt haben mich besonders Menschen, die Kompetenz, Menschlichkeit und Souveränität in Einklang gebracht haben. Und dies unabhängig von deren Position oder Titel. Was war der beste Rat, den Sie selber je erhalten haben? «Egal was du tust, verliere nie dein Lachen» - tatsächlich ist es so wichtig, sich die positive Grundeinstellung und deren Einfluss auf unser Umfeld immer wieder bewusst zu machen, denn sie ist ein riesiger Motivator. Welchen Ratschlag würden Sie einer jungen Person mit auf den Weg geben, die den Assistenzberuf ergreifen möchte? Stell dich auf überdurchschnittliches Engagement ein und bilde dich stetig weiter. Bleib authentisch und vernetze dich mit anderen Assistenten und Assistentinnen, inner- und ausserhalb der eigenen Unternehmung. Was kann man sich bei Ihnen abschauen? Neuem aufgeschlossen mit Neugier zu begegnen und Herausforderungen lösungsorientiert anzugehen. Aus heutiger Sicht: Welche Art von Ausbildung, Training und persönlichen Fähigkeiten sind für eine/n Executive Assistant unerlässlich? Der Fachausweis Direktionsassistenz bleibt eine gute Basis für den Einstieg. Unsere Funktion ist stark im Wandel, wir Assistentinnen und Assistenten haben die Chance, das Berufsbild in den nächsten Jahren aktiv und positiv mitzugestalten. Inzwischen gibt es sehr gute Anschlussmöglichkeiten in Form von CAS Lehrgängen und Master-Abschlüssen. Genauso wichtig sind auch die persönlichen Fähigkeiten: Executive Assistants sollten auf jeden Fall unternehmensorientiert handeln, proaktiv und vorausschauend denken, kreativ in der Lösungsfindung sein und auf unterschiedlichsten Ebenen sicher kommunizieren. Wird KI positive Auswirkungen auf die Assistenztätigkeit haben? Wenn ja, welche? KI hat bereits positive Auswirkungen und auch schon viel Einfluss, nur ist uns dies gar noch nicht immer so bewusst. Ich sehe darin grosses Potenzial für die weitere Optimierung von Prozessen und Geschäftsfeldern. Wichtig ist das Verständnis dieser Technologien - auch für uns in der Assistenz. Wer das Thema bislang mied und einen guten Einstieg sucht, dem kann ich das Buch «Keine Panik, ist nur Technik» von Kenza Ait Abbou empfehlen. Sie erklärt auf erfrischende Art Themen wie Coding und Machine Learning mit Bezug zum Alltag und verzichtet dabei auf trockene Mathematik und Statistik. Wenn Sie drei Personen aus Wirtschaft/Politik/Kunst/Kultur zu einem persönlichen Gespräch treffen könnten, welche sind das? Ganz klar: Michelle Obama und Neuseelands Premierministerin Jacinda Arden. Beide sind inspirierende Frauen mit klaren Werten. Und Banksy, einerseits weil mir die Street-Art-Kunst persönlich sehr gefällt und mir aber auch die kritische Haltung dahinter zusagt. Ihr Lieblings-Podcast? Können Sie Zeitschriften, Blogs, Artikel oder Bücher empfehlen, die für unsere Assistenz Community interessant sind? Mich begeistern die vielseitigen TED Talks. Berufsbezogen höre ich den Podcast von Diana Brandl «The Future Assistant» und auf Social Media folge ich unterschiedlichen Personen oder Unternehmungen, die mich inspirieren. Blogs lese ich sehr regelmässig und sehr unterschiedliche. Zu meinen Favoriten gehören die Blogs von t3n digital pionieers, Diligent Board oder natürlich der von Miss Moneypenny. Bei Büchern werde ich oft beim Springer Gabler Verlag fündig, da findet sich alles an Fachliteratur für die Assistenz. Und sonst gefallen mir die Bücher und Gedankenansätze von Tijen Onaran sehr. Welchen Stellenwert haben für Sie soziale Netzwerke, beruflich und privat? Social Media ist in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, ein souveräner Umgang damit für mich deshalb unerlässlich. Privat hat sogar meine Katze ihren eigenen Instagram-Account. Ich bin ein aktiver Nutzer unterschiedlicher Netzwerke und lese sehr viel mit, verfolge Trends oder Aktualitäten. Beruflich nutze ich LinkedIn sehr stark, ich mag die Möglichkeit, Kontakte zu pflegen, die Vernetzung über Kontinente und den Zugang zu spannenden Personen oder Inhalten, die sonst nur erschwert möglich wären. Zudem bietet LinkedIn über die Learning Plattform spannende Online-Kurse, mit denen man sich einfach Wissen zu neuen Themen aneignen kann. Wann und wo können Sie wirklich abschalten? Bei allem, was ich organisieren oder kreieren kann. Ich reise unglaublich gerne und liebe es diese vorzubereiten und möglichst viel Neues und Unbekanntes zu entdecken. Zu Hause widme ich mich momentan einem alten Hobby, welches ich wieder neu entdeckt habe, dem Aquarell-Malen. Was haben Sie immer dabei – drei Dinge, die sich in Ihrer Tasche finden? Mein Smartphone, mein Autoschlüssel und der Aktualität geschuldet: Eine Hygiene-Maske mit einem Smiley Gesicht. Gibt es ein Lebensmotto oder ein Zitat, das Sie begleitet? Ganz banal und doch elementar «whatever you do, do it with passion». Welche Ziele haben Sie sich für das kommende Jahr gesteckt? In den letzten drei Jahren habe ich nebst Assistenz- und Projektarbeiten vermehrt Aufgaben der Unternehmenskommunikation übernommen und dabei gemerkt, dass mir diese Themen nicht nur liegen, sondern auch sehr viel Freude bereiten. Deshalb habe ich mich nun ab Februar 2021 für den CAS «Corporate Communications» an der HWZ Fachhochschule für Wirtschaft Zürich eingeschrieben. Mein Ziel ist es natürlich, für die Unternehmung möglichst viel aus dem Studiengang in die Praxis mitnehmen und umsetzen zu können. Eine kleine Sache im Leben, die Sie glücklich macht? Das kleine Wort «Danke» oder wenn ich selbst andere Menschen glücklich machen kann. Wertschätzung zu leben, in Form von Feedback, aber auch kleinen Gesten und in der Haltung, ist mir sehr wichtig. Wovon braucht die Welt mehr? Wovon weniger? Mehr Authentizität. Und mehr aktives Zuhören und ein Besinnen auf gemeinsame Werte wie Respekt und Freundlichkeit. Ganz herzlichen Dank liebe Rahel Wipfli. Ich wünsche Ihnen für die neue Aufgabe, die vor Ihnen liegt, spannende Projekte und interessante Begegnungen, vor allem aber weiterhin so viel Erfolg! Comments are closed.
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